StartStudien und ErfahrungsberichteErfolgreiche neue Verfahrenskombination zur Desintegration von Überschussschlamm

Erfolgreiche neue Verfahrenskombination zur Desintegration von Überschussschlamm

Unter dem Begriff „Überschussschlammdesintegration“ versteht man die strukturelle Zerkleinerung des Überschussschlamms, die vom einfachen Zerschlagen der Schlammflocken bis zum Aufschluss der Mikroorganismen gehen kann. Es gibt verschiedene Desintegrationsverfahren, die man in Abhängigkeit vom gewünschten Ergebnis an unterschiedlichen Stellen der biologischen Abwasser- und Schlammbehandlung einsetzt.
Ziel der Desintegration ist

die Reduktion des zu entsorgenden Klärschlamms und damit der Entsorgungskosten und
ein Mehrertrag an Faulgas bei
möglichst verbesserter, aber mindestens gleich bleibender Entwässerbarkeit des Klärschlamms.

Dieser Kurzbericht fasst die ersten großtechnischen Betriebsergebnisse der

Überschussschlammdesintegration durch Tenside und Hochspannung (TESI+) auf dem Klärwerk Landshut

zusammen.

1. Versuchsphase:
Im ersten Teil der Untersuchungen wurde untersucht, wie sich die Desintegration des Überschussschlammes mit Hochspannung auf die Gasproduktion und die entsorgte Klärschlammmenge auswirkt. Bei diesem Verfahren wird der eingedickte Überschussschlamm mit Spannungen bis zu 30.000 Volt behandelt, so dass es zu Defekten in der Bakterienzellmembran und zur Freisetzung gebundenen Wassers kommt.
Das Ergebnis war, dass

10 % weniger zu entsorgendem Klärschlamm,
16 % weniger Flockungshilfsmittelverbrauch und
4 % mehr Gas bezogen auf die im Faulturm abgebaute organische Masse

festzustellen waren. Die Wirkung der Hochspannung war somit vor allem in einer verbesserten Entwässerbarkeit des Klärschlamms zu sehen.

2. Versuchsphase
Im zweiten Abschnitt wurde die Hochspannungsdesintegration mit einer Tensidzugabe (in den unbehandelten Überschussschlamm) kombiniert. Ziel der Tensidzugabe war eine „Vorschädigung“ des Überschussschlammes vor der Hochspannungsbehandlung zwecks weiterer Steigerung der bereits erreichten Desintegrationseffekte.
Dieses Ziel wurde erreicht. Es wurden

14 % weniger zu entsorgender Klärschlamm,
17,8 % weniger Flockungshilfsmittelverbrauch und
16,9 % mehr Gas bezogen auf die im Faulturm abgebaute organische Masse

festgestellt.
Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass durch die Tenside ein wirklicher Zellaufschluss stattgefunden hat, da in diesem Versuchsabschnitt der gewünschte Gaszuwachs erreicht wurde.

Wirtschaftlichkeit
Insgesamt konnten durch verringerte Entsorgungs- und Flockmittelkosten sowie durch den Mehrertrag an Gas ca. 90.000 €/a an Einsparungen ermittelt werden. Abzüglich der Anschaffungs- und Betriebskosten für die Hochspannungsanlage und für die Tenside incl. Datenerfassung und -auswertung verbleiben dem Betreiber davon jährlich ca. 50.000 €.

Nachteilige Effekte auf den Kläranlagen- und den Faulturmbetrieb sowie auf die Prozesswasserbehandlungsanlage, die ca. 10 % mehr Stickstoff mühelos verarbeitet hat, konnten nicht festgestellt werden.